Basisdaten

Bundesland:

Rheinland-Pfalz

Landkreis:

Kaiserslautern

Verbandsgemeinde:

Ramstein-Miesenbach

Koordinaten:

Koordinaten: 49° 25′ N, 7° 29′ O 49° 25′ N, 7° 29′ O

Höhe:

240 m ü. NN

Fläche:

18,03 km²

Einwohner:

3933 (Stand vom 31. Dez. 2015)

Bevölkerungsdichte:

218 Einwohner je km²

Postleitzahl:

66882

Vorwahlen:

06372 (Hütschenhausen),

06371 (Spesbach und Katzenbach)

Kfz-Kennzeichen:

KL

Gemeindeschlüssel:

07 3 35 016

Gemeindegliederung:

Die Gemeinde Hütschenhausen besteht aus den Ortsteilen Hütschenhausen, Spesbach und Katzenbach.

  • Hütschenhausen mit den Wohnplätzen Elschbacherhof, Heidehof, Olenkorb und Ziegelhütte (2410 Einwohner)
  • Spesbach mit den Wohnplätzen Rothenfelderhof und Simserhof (1315 Einwohner)
  • Katzenbach (623 Einwohner)

Adresse der
Verbandsverwaltung:

Am Neuen Markt 6
66877 Ramstein-Miesenbach

Webpräsenz:

www.huetschenhausen.de

Ortsbürgermeister:

Ralf Leßmeister

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%BCtschenhausen

Die geschichtliche Entwicklung von Hütschenhausen

 

Hütschenhausen hat eine weit zurückliegende Geschichte. Schon zur Römerzeit führte eine alte Straße durch dieses Gebiet, die den Verkehr zwischen den Regionen Saar und der Gegend um Worms verband. Das Dorf selbst entstand  wohl wie anderen Orte, die mit -hausen enden  nach 800 n. Chr. als Siedlung und wurde als solche erstmals im Jahre 1295 unter der Bezeichnung "Hizhusin" erwähnt.

Ein Mann namens "Hizo" kann als "das Haus des Hizo" der Ursprung des Ortes sein. Hizo war ein alter germanischer Rufname. Wie andere Dörfer zu dieser Zeit war Hizhusin wohl spärlich geschützt, ohne Mauern, nur mit einem Wall, der mit Dornen bepflanzt war und einem Graben davor.

1337 und 1338 tritt ein "Syfried von Huczenhusen" als Zeuge bei einer Grundstücksübereignung auf. Ursprünglich gehörte die Gemeinde zum Königsland, kam dann aber 1375 mit Kaiserslautern zur Kurpfalz und den Wittelsbachern, bei der es bis zur Französischen Revolution verblieb und deren Geschicke es durch die Jahrhunderte teilte.

1564 wird der Ort Hütschenhausen im Gerichtsbuch der Stadt Landstuhl genannt. Seither veränderte sich der Name nur noch unwesentlich. 1587 hieß es Heitzenhausen, 1592 Hitzenhausen, 1601 Hitzschenhausen und Hitschenhausen, 1626 wieder Hitzschenhausen,

In jener Zeit gehörte Hütschenhausen zum Oberamt Kaiserslautern und zum Gericht Ramstein. Die ersten Einwohnerzahlen findet man in Schatzungsbücher der Stadt Landstuhl. Der Ort hatte im Jahre 1592 etwa 75 Einwohner, 1601 waren es  47 und 1611 etwa 70. Dann brachte das Jahr 1635 mit dem Einfall der Kaiserlichen im Verlauf des 30 jährigen Krieges eine völlige Entvölkerung der Gegend. Noch Jahre nach diesem großen Krieg - überliefert aus dem Jahre 1656 - war der Ort menschenleer. Erst 1684 war Hütschenhausen wieder mit 20 Einwohnern besiedelt, unter denen sich auch ein Leßmeister befand. Dieser Name ist heute noch häufig im Ort vertreten.

 

Das Bruch

 

Das Bruch war durch das Torfstechen eine große Wildlandschaft geworden. 
Die „Torffront" wurde in den 150 Jahren Abbau immer weiter vorgetrieben, und das so „umgepflügte" Land wurde nicht wieder bereinigt, sondern brach liegen gelassen.

Auch flössen die Bäche in vielen Schleifen. 1910 begann man mit der Begradigung des Schwarzbachs und des Glans. Das verödete Land wurde „geglättet", und es konnten, bedingt durch den geraden Lauf des Glans, Entwässerungsgräben angelegt werden. Dies wurde vorwiegend durch Sträflinge getan, die man dazu abkommandierte. Der Wert des Landes wuchs von Jahr zu Jahr. Das Bruch wurde so in vortreffliches Wiesenland umgewandelt, wodurch eine umfangreiche Viehzucht und Milchwirtschaft möglich wurde. Hatten die Bauern vorher nur 1-2 Kühe, konnten sie nun bis zu 20 halten. Hütschenhausen hat nun 1000 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche, davon sind 900 ha Äcker und Wiesen, 100 ha Wald.

Die Eisenbahn, die „Ludwigsbahn", sollte ursprünglich durch Hütschenhausen führen. Man entschied aber, daß das Land zu wertvoll sei. Das Merkwürdige an der Sache war aber, daß die Bahn zu einer Zeit gebaut wurde, in der das Bruch noch Wildnis war und das Land genauso wertlos wie das Hauptstuhler.

Den ersten Silberstreif der modernen Technik erspähte man in Hütschenhausen im Jahre 1914, als das erste elektrische Licht in einigen Häusern brannte. Dies geschah unter Bürgermeister Jakob Munzinger.

 

Die Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg

 

Während des Dreißigjährigen Krieges war unsere Gegend von den verheerenden Auswirkungen stärker betroffen als andere Gegenden der Pfalz. Die Scheidenbergerstraße, die schon die Römer benutzten, diente während den Kriegsjahren als Heeresstraße. Sie war die Hauptachse der marschierenden Truppen.

Noch heute haben wir den „Häreweg", von dem die Leute glauben, er hätte etwas mit den Heiden zu tun, jedoch steht 1717 ganz klar „Heerweg" da. Es war ein Weg, der am Dorf vorbeiführte und für die durchziehenden Truppen bestimmt war, damit diese am Dorf vorbeimarschierten. In früheren Zeiten war von den Soldaten nichts Gutes zu erwarten und die Bevölkerung war froh, wenn die Truppen am Dorf vorbeizogen, ohne sie zu behelligen. Jedoch wurde dieser Weg von den plündernden Soldaten offensichtlich nicht benutzt. Sie zogen mitten durch das Dorf. Daher rührt auch die Tatsache, dass Hütschenhausen, Spesbach und Ramstein so breite Straßen besitzen, die stellenweise mehr als 10 m breit sind. Man konnte, nachdem alles abgebrannt und niedergerissen war, das Dorf beim Wiederaufbau viel weiträumiger anlegen. Dieses wird sehr deutlich, wenn man unser Dorf mit einigen Orten der Kuseler Gegend vergleicht.

So wie Hütschenhausen waren auch alle anderen Orte der Gegend völlig menschenleer und lagen in Schutt und Asche. Was nicht Opfer des Krieges wurde oder in Waffen stand, floh in ruhigere Gegenden, zunächst ins Glantal, dann zumeist nach Holland oder in die Schweiz.

Die Ausrottung und Plünderung der Pfalz, die zu dieser Menschenleere führte, begann erst 1685. Die schwedischen Truppen waren in Kaiserslautern stationiert und sollten die Heeresstraße kontrollieren. Sie wurden von den Bürgern gegen die Kaiserlichen unterstützt. Diese siegten aber und plünderten alles, was sie fanden.

Von 57 Orten im größeren Umkreis von Kaiserslautern waren 30 völlig zerstört. Vieles, was uns Aufschluss über die davor liegende Zeit geben könnte, wurde vernichtet. Nur Katzenbach überstand den Krieg fast unbeschädigt, da es in einem Tal hinter einem Hügel liegt und von den durchziehenden Soldaten übersehen wurde.

In dieser Zeit machte sich auch die Gegenreformation bei uns bemerkbar. Die katholische Kirche versuchte dadurch die Reformierten wieder katholisch zu machen. Als Friedrich V, der Winterkönig und Kurfürst von der Pfalz in der Schlacht am Weißen Berg vernichtend geschlagen wurde, ächtete ihn der Kaiser. Er verlor dadurch seine Gebiete und über die Pfalz fielen Truppen, vor allem die mit dem Kaiser verbündeten Spanier, her. Sie waren erzkatholisch und führten ein strenges Regime. In Spesbach wurde die Kirche wieder den Katholiken eingeräumt und in Kaiserslautern bekamen die Reformierten hohe Geldstrafen auferlegt, wenn sie den katholischen Gottesdienst versäumten.

 

Langsamer Wiederaufbau

 

Nach 1648 wurde das Land nur zögernd wieder besiedelt, obwohl Kurfürst Karl Ludwig durch Steuer- und Religionsfreiheit alte und neue Siedler zurückzuholen versuchte, um das Land wieder aufzubauen. Die meisten Burgen in unserer Gegend waren von Lothringischen Soldaten besetzt (Landstuhl, Hohenecken, Frankenstein). Sie machten die Straßen unsicher und plünderten alle Reichswalddörfer. Nichts blieb verschont.

1650 wird hiervon einer großen Wolfsplage berichtet, und 1677 erstickte die Pest das kaum entfaltete neue Leben. Außerdem litt das Land unterfranzösischen Truppen, die während des französisch-holländischen Krieges und des „Pfälzischen Erbfolgekrieges" bei uns einfielen.

Noch im Jahre 1656 steht in den Schatzungsbüchern nichts über Hütschenhausen, Spesbach, Ramstein, Miesenbach und Steinwenden. Katzenbach und Niedermohr waren 1656 mit 8 und 4 Familien die größten Orte. Erst als 1684 ein neues Buch angelegt wurde, taucht Hütschenhausen wieder auf. Im Gericht Steinwenden wohnte damals niemand, und auch in Weilerbach hausten mehr Wölfe als Menschen lebten.

In diesem Buch taucht Hütschenhausen mit ganz anderen Familiennamen auf. Nun trat auch eine Wende ein. Vor dem Krieg nannte man sich, wie man wollte, oder wie man von den anderen gerufen wurde.

Nun standen auf einmal Familiennamen fest, die sich nicht mehr änderten. In Katzenbach gab es 1656 schon die Namen Strack, Albert und Schröer. Um 1680 finden wir unter den 20 Einwohnern in Hütschenhausen die Namen Leßmeister, Leyss und Stämmler und in Spesbach Mattheis, Kurz und Christmann. Diese Familiennamen sind auch heute noch in unserer Gegend weit verbreitet und sind auch zweifelsfrei einige der ältesten.

Von nun an steigt die Kurve der Einwohnerzahlen stetig an. Im Jahr 1787 betrug die Zahl 383 Seelen, im Jahre 1837 waren es 992,1910 wurde der Stand von 1284 erreicht und 1966 waren es 2222 Einwohner.

Die Gegend entwickelte sich nun schnell und stetig, als mit dem Anfang des 18. Jahrhunderts diese 80 Jahre der Kriege und Schrecken zu Ende gingen. In diesen Jahren gehörten Hütschenhausen, Spesbach und Katzenbach zum Gericht und Schultheisenamt Ramstein.

Aus den folgenden 90 Jahren zwischen dieser Zeit und der französische Revolution (1789) ist aus unserem Dorf wenig zu berichten. Im Jahre 1747 bauten 7 protestantische Bauern das so genannte „Siebenbauernkirchlein", das noch bis in dieses Jahrhundert stand. Ansonsten ging das Leben seinen Lauf, der Ort wuchs, die Bauern bestellten ihre Felder und zahlten ihre Abgaben. Der Ort Hütschenhausen gehörte mit dem Gericht Ramstein zum Oberamt Kaiserslautern, und der Landkreis Kaiserslautern gehörte zur Kurpfalz. Ganz Deutschland war nach 1648, als die Fürsten im Westfälischen Frieden ihre volle Souveränität und Selbstherrschaft zugestanden bekamen, in kleine Fürstentümer zersplittert. Oft waren sie nur wenige qkm groß und umfassten nur 2-3 Dörfer. So war auch die Kurpfalz von einigen kleinen Herrschaftsgebieten unterbrochen und umgeben.

 

Die  französischen Revolution und Napoleon

 

Die  französischen Revolution und Napoleon wirkten sich auch auf die Verhältnisse von Hütschenhausen aus. In den neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts drangen immer wieder französische Revolutionsheere bei uns ein und brachten die kleinen Territorien in Gefahr. Im Jahre 1794 erteilte der Wohlfahrtsausschuss in Paris den Befehl, die Pfalz auszuräumen.

Weite Teile der Bevölkerung waren schon dabei zu flüchten, jedoch schloss Preußen 1795 einen Separatfrieden, in dem es die Abtrennung der linksrheinischen Gebiete an Frankreich anerkannte. Auch Österreich beugte sich diesem Zustand 1797 im Frieden von Campo Formio.

Während dieser Zeit gab es viele Neuordnungen. Napoleon führte z.B. eine große „Flurbereinigung" durch. Er löste alle kleinen Fürstentümer auf und fasste sie zusammen. Er gründete ein neues Land, die Pfalz. Das Land wurde in Departements, Kantone und Gemeinden eingeteilt. Die Departements wurden einem Präfekten unterstellt. Die mittelalterliche Unordnung und Systemlosigkeit wurde geordnet und unter eine systematische Verwaltung gestellt.

Der größte Teil der Pfalz und auch unser Gebiet gehörten zum Departement Donnersberg. Kaiserslautern war Sitz einer Unterpräfektur und eines Bezirksgerichts. Zudem wurden im Zuge der Säkularisierung alle geistlichen Besitze aufgelöst, wodurch sich wieder neue Besitzverhältnisse in unserem Raum ergaben. Davon waren auch die Klöster in Otterberg, Einsiedeln (Einsiedlerhof) und Kaiserslautern betroffen.

Ein weiteres Ziel Napoleons war es, die Wirtschaftslage der Pfalz zu verbessern. Er legte z.B. viele Straßen an. Auch die Kaiserstraße erhielt von ihm einen hervorragenden Ausbau. Sie diente ihm bekanntlich als Heeresstraße von Paris nach Mainz.

Aber die unaufhörlichen Kriege und Kämpfe zerstörten die vielen positiven Ansätze Napoleons wieder.  

 

Hütschenhausen kommt zu Bayern

 

Nach der Niederlage Napoleons und dessen Verbannung, bemühte sich der Wiener Kongress die alten Verhältnisse in Deutschland wieder herzustellen. Da aber die Pfalz sehr schwach war und der neugegründete Deutsche Bund gegen Frankreich geschützt werden musste, kam die Pfalz wieder unter die königlich - bayrische Krone. Die nördlichen Teile bekam Preußen, das die „Wacht am Rhein" erhielt. Die Grenze zwischen Preußen und Bayern verlief ungefähr im Räume Birkenfeld.

In den Jahren der Revolution 1848/49, in denen sich in ganz Deutschland der demokratische und liberale Geist regte, bildeten sich auch bei uns Freischaren, die sich mit primitiven Waffen, wie Sensen und Dreschflegeln bewaffneten.

Kaiserslautern wurde Sitz einer provisorischen Regierung, die in der Fruchthalle tagte. Nach der Niederschlagung durch die preußischen Truppen wurde der alte Zustand wieder hergestellt. Auch nach dem 1. Weltkrieg gehörte die Pfalz noch zum Freistaat Bayern und bekam erst nach dem 2. Weltkrieg als Land Rheinland-Pfalz eine Selbstverwaltung.

 

Das 19. Jahrhundert

 

Diese Zeit kann man als Ausgangspunkt für die Entwicklung zum heutigen Hütschenhausen bezeichnen. Während der vorher beschriebenen Zeit hatte sich für Hütschenhausen nichts verändert. Jetzt, in der 2. Hälfte des neuzehnten Jahrhunderts, als Deutschland zunehmend industrialisiert wurde, entwickelten sich auch in Hütschenhausen neue Erwerbszweige. Es entstanden viele Handwerksbetriebe, Bäckereien, Schmieden, Schlossereien etc., sowie ein Sägewerk.

Jedoch der größte Teil der Bevölkerung waren Bauern. Die wenigen Arbeiter waren hauptsächlich in Bergwerken des nahen Saargebiets beschäftigt. Es gab in Hütschenhausen zu dieser Zeit nur Ackerbau, die Viehzucht kam erst nach dem Jahr 1910.

Auch begann nun das Vereinsleben aufzublühen. 1874 entstand als erster Verein in Hütschenhausen der Männergesangverein und um die Jahrhundertwende gesellte sich der Fußballverein hinzu. 1925 wurde als dritter großer Verein der Turn- und Sportverein gegründet.

In dieser Zeit war alles nach dem Saargebiet orientiert. Hütschenhausen gehörte zum Amt Homburg, das damals noch pfälzisch war. Die Bauern brachten ihre Milch nach Hauptstuhl zur Bahn, von wo sie nach Neunkirchen gebracht wurde.

 

Separatistenzeit und Inflation

 

Parallel mit dem passiven Widerstand verliefen in den Jahren 1922/23 die Separatistenzeit und die Große Inflation.

Nach dem Krieg, in den allgemeinen Wirren, ergriff eine kleine Gruppe die Macht, die die Pfalz autonom machen und unter französischen Schutz stellen wollte. Sie wurden von einem Bauern namens Heinz aus Orbis angeführt. In allen Städten regierten die Separatisten, wobei Kaiserslautern und Speyer die Zentren waren. Die eigentliche Regierung der Pfalz war nach Heidelberg geflüchtet und arbeitete dort weiter. Die Löhne für die Pfälzer Beamten wurden auf Schleichwegen bei Nacht und Nebel transportiert und ausgezahlt. Auch in Hütschenhausen waren einige Anhänger der Separatisten darunter, doch gab es hier mehr Gegner als Separatisten. Die Lage in der Pfalz war sehr kritisch, jedoch war alles mit einem Mal vorbei, als dieser Heinz am 9.11.1923 in Speyer von Studenten erschossen wurde. Daraufhin gab es überall Aufstände und Ausschreitungen gegen die Separatisten. In Pirmasens, eines ihrer Zentren, wurde am 11.2.1924 das Rathaus gestürmt. Nach dem blutigen Gefecht wurden die Separatisten teilweise gelyncht.

Während der Inflation gab es bei uns auch sehr viele Arbeitslose. Das Geld wurde von Tag zu Tag weniger wert. Man wusste nie, welchen Wert eine Ware oder eine Leistung im Augenblick hatte.

Ein Beispiel dafür: Ein Gerichtsdiener aus Hütschenhausen hatte am Vortage seinen Monatslohn ausgezahlt bekommen, am nächsten Tag bekam er für den vollen Lohn nur noch einen Laib Brot. Kostete gestern die Beschlagung eines Pferdes noch 20 Mark, waren es 4Tage später schon 12 000 DM. Da die Bürger schon so verunsichert waren, weil das Geld von heute auf morgen wertlos wurde, zahlte man die Knechte und Mägde in Naturalien aus und die Geschäfte gaben selbstgefertigtes Notgeld heraus.

Während der Inflation hatten es die Bergleute am besten, sie waren die reichsten Leute. Die Bergwerksarbeiter arbeiteten im nahen Saargebiet in den Gruben. Da dies zu Frankreich gehörte, wurden sie in Franc ausbezahlt, der, verglichen mit der Mark, äußerst stabil war. Die Arbeitslosen wurden in Hütschenhausen vom Staat als Arbeiter eingesetzt und besorgten die weitere Kultivierung des Bruchs, die vor dem Krieg begonnen wurde. Sie erreichten vor allem die Urbarmachung des Ohlkorbes.

 

Bürgermeister Julius Rüb

 

Die folgenden Jahre waren geprägt durch das Schaffen des Bürgermeisters Julius Rüb. Er war der Nachfolger von Jakob Munzinger und trat sein Amt 1920 an. Er hatte anfangs einen schweren Stand und musste hart kämpfen, um seine Gedanken durchzusetzen. Er war Mitglied der SPD. Die Bauern brauchten lange, um die vielen Vorteile einzusehen, die er ihnen verschaffen wollte.

Zu seinen Verdiensten gehören das Legen einer Wasserleitung (das erste Wasser floss in Hütschenhausen am 16. September 1930), und die Gründung von Genossenschaften. Die Bauern freundeten sich später rasch mit dem Genossenschaftswesen an.

So wurde aus der 1896 gegründeten Spar- und Darlehenskasse, über den Ackerbauverein der zwanziger Jahre, eine Raiffeisenkasse und ein Lagerhaus gebaut. Später kamen noch die Milchsammelstelle und eine genossenschaftliche Wäscherei hinzu. Außerdem baute man eine genossenschaftliche Kartoffelschnapsbrennerei, in der ein großer Teil der von den Bauern erzeugten Kartoffeln verarbeitet wird. Auch entstand in Hütschenhausen im Raiffeisenlagerhaus die erste Tiefgefrieranlage der Pfalz. Als dann Julius Rüb mit der Flurbereinigung begann, traf er auf härtesten Widerstand. Im Jahre 1933 wurde er abgesetzt und durch einen Mann der NSDAP ersetzt.

 

Der 2. Weltkrieg und die Nachkriegszeit

 

Aus den Kriegsjahren ist aus Hütschenhausen, es gehörte in dieser Zeit zur Westmark, zu melden, daß im 2. Weltkrieg 99 Männer gefallen sind und 36 vermisst werden.

Nach dem Krieg gab es in Hütschenhausen Zwangseinquartierungen. Jedes größere Haus musste eine bestimmte Anzahl von Zimmern frei machen, in die Franzosen einzogen.

Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland begann auch in Hütschenhausen der Aufstieg. 1945 kehrte Bürgermeister Rüb in sein Amt zurück. Nun wurde die Flurbereinigung endgültig durchgeführt und merkwürdigerweise hatten es die vormals größten Gegner nun am eiligsten damit. 1946 zog Bürgermeister Rüb in den Rheinland-pfälzischen Landtag ein.

In diesen Jahren hatte die Landwirtschaft mit einem neuen Problem zu kämpfen. Durch amerikanische Schiffe wurde der Kartoffelkäfer eingeschleppt und fiel in riesigen Schwärmen bei uns ein. Damit die Schäden keine katastrophalen Ausmaße annahmen, wurden zweimal in der Woche Kartoffelkäfersammlungen durchgeführt. Aus jeder Familie hatte sich ein Mitglied vor dem Bürgermeisteramt einzufinden. In kleinen Gruppen zog man durch die Felder und las Kartoffelkäfer ein, um sie später zu vernichten. Oft wurden auch die Schulklassen dazu eingesetzt.

In diesen Nachkriegsjahren erreichten uns die ersten Flüchtlinge aus den Ostgebieten. Es war am Anfang nicht leicht für unsere Gemeinde, sie aufzunehmen, da schon vorher Wohnungsknappheit bestand. Nur Julius Rüb ist es zu verdanken, daß schon 1951 die erste Vertriebenen-Familie ihr eigenes Haus beziehen konnte. Die 123 Flüchtlinge lebten sich gut bei uns ein und fanden rasch eine neue Heimat. Schon 27 Ehen wurden zwischen Vertriebenen und Einheimischen geschlossen.

In dieser Zeit begann Hütschenhausen zu wachsen und seine Struktur zu verändern. Aus dem Bauerndorf wurde immer mehr ein Arbeiterort. Waren es 1960 noch 61 landwirtschaftliche Betriebe, so sank die Zahl 1964 auf 32 und bis 1974 auf 23.

Viele neue Straßen wurden angelegt. Vorher bestand das Dort nur aus der Hauptstraße, direkt dahinter begannen die Felder, und noch früher nur aus dem Mitteldorf. Nun baute man im Norden des Ortes viele Parallelstraßen. Unser Dort wuchs von Jahr zu Jahr und Anfang der sechziger Jahre wurde Hütschenhausen kanalisiert.

Schon früh wurde Hütschenhausen bekannt für seinen Kartoffelanbau. Als aber nach dem 2. Weltkrieg das Saargebiet von Deutschland getrennt wurde, traten für die Bauern Absatzschwierigkeiten auf. Deshalb wich man 1949 auf den Tabakanbau aus. Der Tabak wurde gleich im Ort in einem Tabakschuppen durch Heißluft getrocknet. 1964 stellte man es jedoch wieder ein. Man baut nun vorwiegend Kartoffeln und Getreide an. Der Tabakschuppen dient dann viele Jahre als Getreidespeicher und ist heute ein Wohnhaus. Die Kartoffeln werden nach Kaiserslautern und Umgebung und zum Teil auch ins Saargebiet verkauft.

Dies war der Stand 1966: Es gab 36 Bauernhöfe von 15 bis 50 ha, 27 Pferde, 1093 Stück Rindvieh, 737 Schweine, 2268 Hühner und 80 Bienenstöcke. Ferner gab es 3 Gewerbebetriebe mit 35 Beschäftigten und 20 Handwerksbetriebe mit 42 Beschäftigten. Es gab 550 Aus- und Einpendler.

1966 hatte Hütschenhausen 2222 Einwohnern , heute sind es 3817 (Stand 31. Dezember 2010).

Der Gemarkungsumfang ist 1029 ha, davon 394 ha Ackerland, 355 ha Wiesen, 97 ha Gemeinde- und Privatwald, der Rest sind Wohngrundstücke, Straßen, Ödland und Gewässerflächen.

1966 hatten wir in Hütschenhausen 21 Geschäfte, 7 Gaststätten, 2 Banken, 1 Post, 2 Ärzte und 1 Zahnarzt.

Zu Hütschenhausen gehören weiter: der Elschbacher Hof mit zwei Bauerngütern und die staatliche Moorwirtschaftsstelle Ohlkorb. Heute dient das ehemalige Gestüt wieder seinem alten Zweck, es beherbergt private Pferde.

1970 wurde ein Schwimmbad, das auf Elschbacher Gemeindegebiet gebaut wurde, eingeweiht.

1969 wurde aus den Gemeinden Spesbach, Katzenbach und Hütschenhausen die Großgemeinde Hütschenhausen gebildet. Diese Gemeinde hat nun, gefolgt von Niederkirchen, die größte landwirtschaftlich genutzte Fläche der Pfalz.

Im Jahre 1972 wurden Hütschenhausen und einige andere Orte zur Verbandsgemeinde Ramstein-Miesenbach zusammengeschlossen.

Seit 1995 unterhält Hütschenhausen eine Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Précy-sur-Oise

 

Die Kirchengeschichte

 

Die erste Überlieferung von einem Kirchenbau der Lutheraner stammt aus dem Jahr 1747. Von 7 Lutheranischen Familien wurde durch freiwillige Beiträge und Leistungen das so genannte „Siebenbauernkirchlein" gebaut.

1878 zählte man in Hütschenhausen 144 Lutheraner, 92 Reformierte und 142 Katholiken. Die Lutheraner gehörten bis 1818 zu der Lutheranischen Pfarrei Steinwenden. Die Reformierten wurden bis zu diesem Zeitpunkt von der reformierten Pfarrei Steinwenden betreut.

Nach dem Zusammenschluss der Lutheraner und Reformierten im Jahr 1818 wurde die Pfarrei Spesbach errichtet, der die Protestanten bis zum heutigen Tag als Tochtergemeinde angehören.

1919 wurde für Spesbach und Hütschenhausen eine Diakonissenstation errichtet, die bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1970 ihren Sitz in Hütschenhausen hatte

1934 wurde die alte protestantische Kirche abgerissen und an der gleichen Stelle ein neues Gotteshaus erbaut. Das nebenanliegende alte Schulhaus wurde von der protestantischen Kirchengemeinde gekauft und 1959 als Kindergarten und Krankenpflegestation umgebaut. Jedoch ist das Haus heute nur zum Teil benutzt, es dient noch als Gemeindesaal, die Krankenpflegestation ist seit Jahren aufgelöst und 1971 wurde ein neuer Kindergarten, 50 m vom alten entfernt, erstellt.

Die Katholiken kamen 1698 zur Pfarrei Ramstein, wohin sie schon vor der Reformation gehörten. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde eine Kapelle erbaut (1768). 1817 errichtete man eine Kirche. Die Gemeinde wurde von der Pfarrei Bruchmühlbach betreut. Von 1908 bis 1910 baute man die jetzige Kirche, die 1911 eingeweiht wurde. Seitdem ist Hütschenhausen katholische Pfarrei.

Im Jahre 1964 erstellte die katholische Kirchengemeinde ein neues Pfarrhaus. Das alte wurde abgerissen und an dieser Stelle entstand 1973 der neue kath. Kindergarten. Eine Leichenhalle wurde 1966 von der Gemeinde Hütschenhausen gebaut.

 

(c) Die Geschichte von Hütschenhausen von Frank Hertel mit einigen aktuellen Änderungen.